40 Jahre Kantatenchor St. Johann-Baptist

Kantatenchor St. Johann (c) Kantatenchor St. Johann (Foto: Andreas Hoffmann)

Der Kantatenchor an St. Johann in Aachen-Burtscheid feiert in diesem Jahr sein 40jähriges Bestehen. Gründer und Initiator war Hubert Kremers, der Anfang der 1950er Jahre als Organist an die Pfarre St. Johann verpflichtet worden war. Aus seinem „Hobby Chormusik“ das mit dem Musizieren mit einem Schwesternchor am Marienhospital begann, bei dem sich neben zahlreichen Schwestern auch Pflegerinnen und sangesfreudige Personen aus deren persönlichem Umkreis einfanden, erwuchs mit der Zeit, begünstigt durch weitere gute Kontakte, ein Ensemble beachtlicher Größe. Aus der Abhängigkeit von Aushilfen aus anderen Chorgemeinschaften half später auch die Integration einer Reihe von Mitgliedern des aufgelösten „Singekreises“ heraus.

Am ersten Adventssonntag 1979 wagte Hubert Kremers ein erstes Konzert in St. Johann, bei dem u.a. Bachs Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ BWV 140 zur Aufführung kam. Die Resonanz übertraf die Erwartungen deutlich. Und so begründete dieses Konzert die Tradition der Adventskonzerte an St. Johann. Hubert Kremers sah sich schnell in der Lage, bedeutende Werke wie die sechs Kantaten des Bachschen Weihnachtsoratoriums oder Händels „Messias“ aufs Programm zu setzen, die immer mehr Publikum anzogen.

In den Anfangsjahren gehörten Chorreisen nach Reims, der Partnerstadt Aachens, verbunden mit Konzertauftritten des Chores in der Kathedrale zu den Höhepunkten des Chorlebens. Nebenbei entstanden auch dauerhafte persönliche Kontakte zwischen Gastfamilien und Chormitgliedern.

Als Hubert Kremers im Januar 1993 die Geschicke des Chores in neue Hände abgab, übernahm mit Günter Becker ein junger, begeisterter Kirchenmusiker, der sich für die Nachfolge als Glücksfall erweisen sollte. Durch seine Motivationskunst und seine Fähigkeit, Menschen aller Altersstufen für den Chorgesang zu begeistern, machte er den Chor auch immer wieder für neue Interessenten attraktiv. Er setzte ihn zudem in den Stand, auch schwierigere Werke der Chorliteratur bewältigen zu können. Dazu zählten Aufführungen des Verdi-Requiems, der „Harmonie“-Messe und der „Nelson“-Messe von Joseph Haydn, dazu neuere Literatur wie z. B. das Magnificat von John Rutter aus dem Jahre 1990. Aber auch ausgesprochene Raritäten wie die „Missa Dei Patris“ von Jan Dismas Zelenka, die „Missa in Honorem sanctissimae Trinitatis“ von Johann Michael Haydn oder die d-moll-Messe von Johann Adolph Hasse fanden den Weg ins Programm und bescherten dem Konzertpublikum die Begegnung mit Kompositionen, die in Aachen bis dahin gar nicht oder nur selten zu hören gewesen waren.

Der Kantatenchor verstand sich von Anfang an nie als reiner Kirchenchor. Dennoch gestaltet er im Jahr in enger Anbindung an die Pfarre St. Gregor von Burtscheid die dortige Karfreitagsliturgie und gelegentlich herausgehobene Gottesdienstfeiern. Zur Ergänzung einer kontinuierlichen finanziellen Unterstützung der Chorarbeit, den die Gemeinde dankenswerter Weise leistet, regte Günter Becker die Gründung des „Fördervereins für Klassische Kirchenmusik e.V.“ an, der im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde und dessen künstlerischer Leiter er war.

Als Günter Becker 2017 nach längerer Krankheit starb, bedeutete dies einen tiefgreifenden Einschnitt, war doch während dieser letzten Jahre, vor allem durch Günter Beckers aufopfernde Arbeit, die emotionale Bindung zwischen Chorleiter und Chor stetig gewachsen. Danach konnte durch die Initiative der Pfarre dankenswerterweise sehr schnell eine Interimslösung gefunden werden. In gemeinsamer Anstrengung mit der Dirigentin Katja Henkes-Rolle, die mit dem Chor die Arbeit zu Rossinis „Petite Messe solennelle“ übernahm, konnte die Tradition der Adventskonzerte in St. Johann weitergeführt werden.

Im Mai 2018 erhielt der Kantatenchor in Andreas Hoffmann einen neuen, seinen vierten Chorleiter. In seinem ersten Adventskonzert stellte er Werke von Gottfried August Homilius vor, im Jubiläumskonzert erklingen nun Schuberts Magnificat
D 486 und seine As-Dur-Messe D 678 - nach der Rarität wieder ein Gipfelpunkt der Chorliteratur.

 

Georg Blümer, Theresa Norda und Johann Kleicker