Spaltung

Michelangelo Buonarroti: Das Jüngste Gericht (Cappella Sistina) (c) Wikimedia (gemeinfrei)
Michelangelo Buonarroti: Das Jüngste Gericht (Cappella Sistina)
Datum:
Do. 26. Okt. 2023
Von:
Markus Vogt

 

Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.

zu Lk 12, 49-53

Seitdem ich Tagesimpulse in dem Bemühen schreibe, über das Schiftwort des Tages zu reflektieren, lese ich häufiger Perikopen des Evangeliums, die befremden, ja verstören. Sonntags, scheint es mir, stehen eher Textstellen im Vordergrund der Verkündigung, die ohne weiteres als Frohe Botschaft verstanden werden können: Worte des Trostes, der Hoffnung, des Friedens; Erzählungen von der unerschöpflichen Menschenfreundlichkeit Jesu, von seinem unerschütterlichen Gottvertrauen.

Alltags hingegen trifft einen die Schrift zuweilen mit der ganzen Wucht ihrer unzeitgemäßen Unbedingtheit. Immer wieder wird radikale Umkehr gefordert, nicht selten klare Abgrenzung von der Umwelt, vielleicht gar Abwendung von der Welt.

Ich denke, als Christ sollte man sich dem stellen. Prüfe, was davon Gottes stets aktueller Anruf ist, aber auch, was außerhalb des historischen Kontextes seiner Entstehung bestenfalls missverständlich, vielleicht gar gefährlich.

Und bedenke, ob die Intoleranz, die Selbstgewissheit und Ignoranz, die einem allzu oft innerhalb der Kirche begegnet, sich womöglich auch aus den Quellen speist.

Nicht nur die Schrift kann verstören, auch mancher Umgang mit ihr.