"Mäte, das dumme Schaf, hat sich schon wieder verirrt!" schimpfte Blök laut in die Herde.
"Das darf doch nicht wahr sein!" zeterte Schecki. "Die findet doch nie zurück! Warum bleibt die auch nicht bei der Herde?"
"Immer diese Außenseiter," brummte das schwarze Schaf. "Sie bekommen so eben mehr Aufmerksamkeit."
Das Leittier stellte fest: "Unser Hirte ist doch schon losgegangen, um es zu suchen. Wir haben den besten Hirten weit und breit."
"Was?" schrie Flauschi, das kleinste Schaf panisch. "Ist unser Hirte wirklich weg? Sind wir jetzt ganz alleine?"
Da griff die Angst in der Herde um sich.
"Was, wenn der Wolf kommt?"
"Oder Wilddiebe?"
"Oder ein Erdbeben?"
"Oder der Weltuntergang?"
"Wer passt dann auf uns auf?"
Und in die Angst mischte sich jetzt auch Wut.
"Wie kann unser Hirte uns alleine lassen, um einen Streuner zu suchen?"
"99 von uns bringt er in Gefahr, um ein dummes Schaf zu retten!"
"Sind wir weniger in Gefahr?"
"Sind wir weniger wert?"
"Warum tut er das?"
Und 99 Schafe verloren das Vertrauen in ihren Hirten.
(Tagesevangelium Matth. 18, 12-14)