Der Gründonnerstag ...

(c) Beate Urban
Datum:
Do. 28. März 2024
Von:
Beate Urban

 

... rückt viele zentrale Themen unseres Lebens und Glaubens in unser Blickfeld, große Gegensätze und Spannungen aus der Bandbreite menschlichen Lebens: 

-        eine innige Gemeinschaft im Mahl einerseits - Verrat und Verleugnung andererseits

-        Ergebenheit, Demut und Hingabe - auf der anderen Seite Auflehnung, Aufbegehren, Aufstand gegen Gott;

-        Jesus in seiner Einsamkeit und Todesangst - und Jesus, der sich letztlich in die Hände Gottes fallen lassen kann.

 

Jesus spürt, dass die Zeit seiner Verhaftung und seines Leidensweges nahe ist, dass er auch schon bald vom engsten Kreis seiner Freunde getrennt sein wird.  Den Zeichen und Handlungen kommt hier eine ganz besondere Bedeutung zu: dem Mahl halten, dem Brechen und Teilen von Wein und Brot, dem Waschen der Füße.

 

Nach dem Abendmahl auf dem Ölberg zeigt sich eine andere Seite von Jesus: dass er sich nämlich gegen sein Schicksal auflehnt, dass er aufbegehrt, ja im Gebet mit Gott ringt und gegen das "Unvermeidliche" aufsteht. Jesus hat immer auch für andere Menschen den Mund aufgemacht und für seine Botschaft gekämpft: diese kantigen Züge gehören zum Wesen unseres Erlösers ganz fundamental dazu, und daher auch zum Kern einer christlichen Lebenshaltung.

Wir können durch ihn lernen, dass es notwendig und sinnvoll ist, ERST zu kämpfen, ERST sich auseinanderzusetzen, sich dem "Schicksal" zu widersetzen, zu trotzen und zu sagen: "Nein, ich will es nicht, ich will leben!". Aufstehen und Kämpfen für das Leben - das war ja das Lebensprogramm Jesu!

Glaube setzt also die Persönlichkeit und Stärke des Einzelnen nicht außer Kraft, sondern voraus. Kein Gehorsam VOR der Auseinandersetzung, keine Ergebung VOR dem Ringen, kein Hinnehmen VOR dem Auflehnen. Leben aus dem Glauben ist immer eine Auseinandersetzung, ein Prozess, ein Weg! Trotz seiner Angst und mit seiner Angst geht Jesus seinen schweren Weg.  Die Dimension der Nacht, des Ölberges gehört ganz wesentlich zum Geschehen des Gründonnerstags dazu.

 

Und erst am Ende, nach der durchlittenen menschlichen Not und auch nach der Enttäuschung über seine Jünger, willigt er ein: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ Jesus lässt sich in seinen Urgrund fallen und überwindet so die Schatten und das Dunkel…