Abrahams Opfer: Unerträgliche Grausamkeit oder weltgeschichtlicher Befreiungsschlag?

(c) Frank Hendriks
Datum:
Mi. 13. März 2024
Von:
Frank Hendriks

 

Letzte Woche hat bei uns in St. Gregor von Burtscheid ein Gesprächsabend für die Lektoren stattgefunden, die in den Gemeindegottesdiensten die Lesungen vortragen. Dabei wurde der Wunsch vorgetragen, in der Osternacht auf die Lesung von Gen 22 zu verzichten. Da wird erzählt, wie Gott Abraham auffordert, seinen einzigen Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen, dies im letzten Moment aber auch verhindert und Abraham, seinen Nachkommen und allen Völkern der Erde Segen verheißt.
Während die einen die Aufforderung Gottes unzumutbar und Abrahams Gehorsam unerträglich finden, sehen die anderen hier die Abkehr vom in vielen Kulturen und eben auch in Israels Umwelt geübten Menschenopfer zur Besänftigung des erzürnten Gottes. 
Der lächelnde Abraham auf Chagalls Darstellung dieser Szene in der Kathedrale von Metz hat wohl verstanden, dass Gottes Zurückweisung des Menschenopfers einen segensreichen Schritt in Richtung auf ein humaneres Gottesbild bedeutet.