Das Soiernhaus thront auf 1600m knapp unterhalb der Baumgrenze umgeben von Latschenkiefern über einem seltsamen Kessel, in dem sich türkisenes Gletscherwasser gesammelt hat.
Der berüchtigte Bayernkönig Ludwig II ließ sich hier sein Jagdhaus errichten, in dem wir nun nächtigen werden, umsorgt von den neuen lustigen englischen Hüttenwirten.
Ludwig ließ einst Feuer um den See entzünden und sich in einem Drachenboot herüber gleiten, als wäre er ein Teil von Wagners Oper. Er ließ das Boot über den steilen Lakaiensteig von seinen Bediensteten tragen, den man auch heute noch von einer Alm zum Soiernhaus hinauf nimmt.
Die Dame unten im Tal in Mittenwald sagte, es sei mystisch dort oben; insbesondere bei Regen und Nebel. Die Atmosphäre hier oben ist schwer beschreibbar und man fühlt sie irgendwie, die Mystik aus Komposition von Berg, See und Nebel.
Ich frage mich, wo es im Christentum Mystik gibt.
Mir fallen Mystiker ein – Hildegard von Bingen, Karl Rahner, Bonaventura. Was verbindet sie?
Gibt es mystische Momente in der Bibel? Der brennende Dornbusch vielleicht? Oder etwa Jesu Verklärung?
Mystik – sie fühlt sich seltsam an. Doch es gibt Orte und Momente, zu denen der Begriff wie kein zweiter passt.