Dem Himmel ganz nah, verschiedene Wirklichkeiten

Warnecke (c) Beate Urban
Warnecke
Datum:
Do. 29. Mai 2025
Von:
Holger Warnecke

In der heutigen Lesung der Apostelgeschichte (Apg 1,1-11) möchte Lukas mit

seiner „Himmelfahrtserzählung“ die Erfahrung der Jünger und Frauen und

Männer mit Jesus nach seiner Auferstehung für uns zusammenfassen und uns

einen Ausblick in die Zukunft geben.

Der Zeitpunkt der Niederschrift durch Lukas ist ca. 80 bis 90 Jahre nach Jesu

Tod, als es bereits viele Gemeinden auch außerhalb von Israel gibt und wohl alle

Menschen, die Jesus erlebt haben, bereits verstorben sind. Viele Menschen

und wahrscheinlich auch Jesus lebten damals in der Naherwartung des Reiches

Gottes. Da diese Erwartung sich nicht erfüllte, begann man das Erlebte und

Überlieferte für kommende Generationen aufzuschreiben und zu deuten.

Nach Jesu Tod gibt Lukas in der Apostelgeschichte eine Zeitspanne von 40 Tagen

an, in welcher seine Anhänger als Zeit-Zeugen und -Zeuginnen Erfahrungen mit

dem Auferstanden Jesus gemacht haben. In dieser Zeit, wobei die Zahl „40“ in

der Bibel für Reifung und Entwicklung steht, erlebten die Zeuginnen und

Zeugen die Gegenwart von Jesus als wirkliches Geschehen und Jesus setzt sich

wohl mit ihren Fragen und Anliegen auseinander. Lukas ist es wichtig zu

vermitteln, dass es sich um ein reales Geschehen und Ereignis handelt. Die

Zeitzeugen von damals werden damit so zu künftigen Zeugen für die

nachfolgenden Generationen.

Auf dem Ölberg in Jerusalem verortet Lukas dann die sogenannte Entrückung

Jesu durch Gott, und beschreibt es unter anderem als: „Jesus wird

emporgehoben, eine Wolke nimmt ihn auf und entzieht ihn den Blicken“.

Nach diesem Ereignis ist Jesu Gegenwart für die Zeuginnen und Zeugen wohl nicht

mehr direkt erlebbar gewesen. Diesen Grenzübertritt Jesu aus der erlebbaren

Wirklichkeit der Zeuginnen und Zeugen in eine andere Wirklichkeit, in welcher

Jesu zwar gegenwärtig unter ihnen, aber nicht sichtbar unter ihnen und unter

uns, in seiner Gemeinde und der Welt ist, stellt einen Zeitpunkt dar, ab

welchem dann nicht Jesus, sondern seine Gemeinde und damit nun wir Zeugnis

für Jesu Anwesenheit in der Welt geben sollen.

Damit heute wir, bis zu Jesu Wiederkommen am Ende der Zeit, dieses Zeugnis

geben können, stärkt uns GoV mit seiner Geisteskraft.