Partnerprojekt im Libanon

(c) Filles de la Charité
St. Gregor von Burtscheid & Schule der Vinzentinerinnen in Beirut, Libanon, starten neue Projekt-Partnerschaft

(aus dem Pfarrbrief 4/2019)

Der Libanon gilt als das schönste Land im Nahen Osten, seine Hauptstadt Beirut als das „Paris des Vorderen Orient“. Auch die Bibel spricht immer wieder mit grenzenloser Begeisterung von der „Herrlichkeit des Libanon“ (Jesaja 35,2), seinen schneebedeckten Bergen, seinen reichen Hafenstädten und seinen uralten Zedern. Aber leider ist der Libanon ein problembeladenes Paradies …

Der Bevölkerungsproporz von je ungefähr 1/3 christlicher Maroniten, sunnitischer und schiitischer Moslems hat zu einem äußerst komplizierten und krisenanfälligen Regierungssystem geführt. Die Spuren des Bürgerkrieges (1975-90) und des Libanonkrieges zwischen Hisbollah und Israel (2006) sind im Land immer noch präsent. Während sich die Religionsparteien im Libanon selbst sehr deutlich darum bemühen, zusammenzurücken und gemeinsam einen Neuanfang im Libanon zu gestalten, dessen erste Erfolge tatsächlich beeindrucken, sind die Beziehungen zwischen Libanon und Israel immer noch eingefroren: kein Grenzverkehr, keine Wirtschaftsbeziehungen, keine diplomatischen Kontakte. Und schließlich hat der Libanon weltweit den höchsten Anteil von aufgenommenen Flüchtlingen an der Gesamtbevölkerung. Da sind vor allem die Palästinenser, die seit Jahrzehnten in großen Flüchtlingslagern im Süden des Landes leben, und in den letzten Jahren zahllose syrische Flüchtlinge, die vor allem in der Bekaa-Ebene leben. Alle diese Faktoren belasten den Libanon stark.

Situation der Christen fordert Solidarität
In den Herbstferien des vergangenen Jahres konnte ich mir den lang gehegten Wunsch erfüllen, in den Libanon zu reisen. Dabei ging es mir auch darum, ein Partnerprojekt für unsere Burtscheider Gemeinde zu finden, um dieses kleine Land mit seinen besonderen Herausforderungen ein wenig zu unterstützen. Viele Kirchengemeinden beider Konfessionen unterstützen zahlreiche Projekte in Israel und Palästina, der Libanon dagegen erfährt kaum Aufmerksamkeit. Ich denke aber, dass der Libanon inbesonderem Maße unsere Hilfe verdient. Er ist eine der wenigen parlamentarischen Demokratien in der arabischen Welt, bestrebt ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen aktiv zu leben. Und genau darauf arbeitet der Libanon seit dem Bürgerkrieg bewusst hin. Auch die Großzügigkeit, mit welcher der Libanon Flüchtlinge aus den benachbarten Krisengebieten aufnimmt und zu integrieren versucht, verdient Anerkennung und Unterstützung. Insbesondere die Situation der Christen, die auch im Libanon durch den fundamentalistischen Islam mehr und mehr unter Druck geraten, fordert unsere Solidarität.

Von der zuständigen Länderreferentin des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ wurden mir zwei Projekte empfohlen: Ich besuchte den Jesuitenpater Nawras Sammour, der mit dem Jesuit Refugee Service syrische Flüchtlingskinder in der Bekaa-Ebene zu unterrichten und in die libanesische Gesellschaft zu integrieren versucht, und Sr. Marlène Youssef von den Filles de la Charité (Vinzentinerinnen), die im Libanon insgesamt zwölf Schulen unterhalten. Besonders die langfristig angelegte Arbeit der Vinzentinerinnen, deren Schulen ein selbstverständlicher Bestandteil der libanesischen Gesellschaft sind, beeindruckte mich sehr. Sie stellen gerade auch benachteiligten und Flüchtlings-Kindern unentgeltlich Schulplätze zur Verfügung und machen sich neben Bildung und Erziehung für das friedliche Miteinander der Religionen, Kulturen und Sprachen im Libanon stark. In einer auf mehrere Jahre angelegten Projekt-Partnerschaft zwischen den Vinzentinerinnen und unserer Pfarre sehe ich spannende Entwicklungsmöglichkeiten: Eine Schule, ihre Schüler, Lehrer und Familien kennenzulernen, mit ihnen in engen Austausch zu kommen, Besuch von Sr. Marlène in Burtscheid zu empfangen und die komplizierten Lebensbedingungen im Libanon durch persönliche Einsichten noch besser verstehen zu können, scheint mir ausgesprochen attraktiv. Ebenso wichtig finde ich, dass wir als Gemeinde auf diese Art und Weise einen konkreten Beitrag zur Unterstützung der Christen im Libanon leisten können.

GdG-Rat beschließt Projekt-Partnerschaft
In der GdG-Ratssitzung vom 6. November 2018 stellte ich dann beide Projekte vor. Nach intensiver Beratung beschloss der GdG-Rat mit 17 Ja-Stimmen und einer Enthaltung, die Projekt-Partnerschaft einzugehen. In der Folge gründete sich ein kleiner Arbeitskreis, um in enger Abstimmung mit dem Kindermissionswerk die Projekt-Partnerschaft mit den Vinzentinerinnen von Beirut für unsere Pfarre St. Gregor von Burtscheid zu entwickeln und zu konkretisieren.

Die Grundschule im Beiruter Stadtteil Achrafieh-Rmeil wird von gut 900 Kindern aus überwiegend einkommensschwachen Familien besucht und hat derzeit auch 80 syrische und 15 irakische Flüchtlingskinder aufgenommen, die aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen besonderer Förderung bedürfen. Der Staat ist mit Beihilfezahlungen rund vier Jahre im Rückstand und macht willkürliche Abzüge. Da die Schwestern aufgrund der prekären Situation vieler Familien nur einen Mindestsatz an Schulgebühren erheben und auch vielen Kindern das Schulgeld ganz erlassen, sind im Schuljahr 2018/19 circa 11.000 Euro nicht gedeckt. Hier will die Hilfe der Projekt-Partnerschaft ansetzen.

Wir helfen
Nicht nur mit diesem Artikel möchte der Arbeitskreis Projekt-Partnerschaft Libanon die Menschen in Burtscheid informieren. Die Sternsingeraktion wird in diesem Jahr die Kinder unserer neuen Partnerschule in Beirut in den Mittelpunkt stellen. Am dritten Adventswochenende, dem 14./15. Dezember soll in allen Gottesdiensten der Gemeinde unser neues Partnerprojekt vorgestellt werden. Im Anschluss an den Kindergottesdienst in Herz Jesu sind die Kinder herzlich eingeladen, aktiv das Projekt durch Film und Posterwand zu erleben. Ein Flyer mit Projektvorstellung und Spendenaufruf wird von den Sternsingern in die besuchten Häuser getragen. Schließlich soll bei allen Tauffeiern die Kollekte dem Projekt zugutekommen. Wir hoffen, dass unsere neue Projekt-Partnerschaft bald einen lebendigen Austausch zwischen Burtscheid und Beirut begründen wird.

Pfarrer Frank Hendriks und der AK Projekt-Partnerschaft Libanon:
Ruth Quarch, Sabine Salentin, Kathrin Austrup, Joachim Beeckmann, Markus Reissen.

Bitte unterstützen Sie mit Ihrer Spende die neue Projekt-Partnerschaft

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Bankverbindung:
Aachener Bank
IBAN: DE20 3906 0180 0468 4684 68
BIC: GENODED1AAC
Verwendungszweck: Projekt-Partnerschaft Libanon

Gerne stellen wir Ihnen eine Spendenquittung aus. Dazu geben Sie uns bitte Ihren Vor- und Zunamen sowie Ihre Adresse an.

Bericht zur Expolsion in Beirut

Viele von uns werden noch die schrecklichen Bilder der Zerstörung in Beirut aufgrund der Explosion in dortigen Hafen haben. Nun haben wir von Sr. Marlène Youssef, Leiterin von unserem Partner-Projekt, der Grundschule der Vinzentinerinnen in Beirut, einen Bericht über die enorme Zerstörung der Schule erhalten. Wir möchten zusammen mit dem Kindermissionswerk helfen und wir bitten Sie uns dabei zu unterstützen. Bankverbindung für Spenden: s.o.

Bericht (Auszug) von Sr. Marlène Youssef

Link zu einem Beitrag im Spiegel, der über Sr. Marlène und ihre bei der Katastrophe ums Leben gekommene Mitschwester berichtet

Zerstörung der Grundschule in Beirut

Fr. 21. Aug. 2020
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