„Verkündet das Evangelium - zur Not auch mit Worten!“

Heute bei uns - Der Gesprächsprozess des Bischofs ist in St. Gregor angekommen

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Datum:
Mo. 7. Jan. 2019
Von:
Christoph Urban


Im Oktober und November 2018 hatte der Arbeitskreis (AK) Erwachsenenbildung zu zwei Veranstaltungen eingeladen, die sich mit dem von Bischof Dr. Dieser initiierten Gesprächsprozess „Heute bei dir“ beschäftigten. Um die Zielrichtung und den Aufbau des Prozesses kennenzulernen, stellte Pfarrer Thorsten Aymanns, der in der Lenkungsgruppe für den Prozess mitarbeitet, die Themen der drei sogenannten Handlungsfelder vor: „Den Glauben leben“, „Den Menschen dienen“ und „Jesus überall begegnen“. Dazu wird es auf der Bistumsebene verschiedene Veranstaltungsforen und Arbeitsgruppen geben. Es ist das Ziel des Prozesses, dass sich möglichst viele Menschen beteiligen, darüber nachzudenken und auszutauschen, wie Kirche sich verändern muss, um heute den Glauben lebendig zu leben.

 

Am zweiten Abend der Veranstaltungsreihe sollte es um unsere Pfarre St. Gregor von Burtscheid gehen: Wie kann Kirche am Ort zukünftig gelebt werden, wie wollen wir Veränderung gestalten, was sind die Ziele und Aufgaben, die wir für uns als wichtig erachten? Dazu hatte sich der AK vier Fragen überlegt. Mit der Methode des World-Café war es möglich, dass alle Teilnehmenden zu jeder Frage diskutieren konnten.

 

1. Wie kann unsere Pfarrgemeinde für unser Stadtviertel relevant bleiben oder werden?

Die Teilnehmer/innen unterstrichen zunächst, dass die Pfarrgemeinde eine Vielzahl von Angeboten macht – allerdings: Gehen diese Angebote über die bereits Interessierten hinaus oder sind wir eher „Selbstversorger“? Daraus entspann sich eine Diskussion um hauptsächlich zwei Aspekte:

 

Information und Kommunikation

Man war sich darüber einig, dass wir unseren Blick „vom Kunden her“ schärfen müssen, als Gemeinde mehr darüber wissen müssen, was im Stadtviertel geschieht beziehungsweise gebraucht wird, um besser zu erkennen, was wir denen bieten können, die sich nicht artikulieren oder von selbst kommen – und zwar von Jung bis Alt. Parallel dazu sind neue Kommunikationsformen nötig, beispielsweise die Einrichtung einer Schaltstelle für Social Media mit entsprechender (Bild-)Sprache für Facebook & Co, aber auch neue Begegnungsräume, wie zum Beispiel ein Stadtviertelcafé.

 

Präsenz in gesellschaftlich relevanten Fragen

Hat Gemeinde einen gesellschaftlichen Auftrag? Und wie politisch darf Kirche sein? Viele der Teilnehmer/innen sahen uns als Pfarrgemeinde hier durchaus gefordert und waren der Auffassung, dass wir als Gemeinde Gesicht zeigen sollten, zum Beispiel bei Initiativen gegen rechts, von Amnesty International, für den Hambacher Forst oder bei der Stadtteilkonferenz. Doch wie kann die Vernetzung aus dem kirchlichen Raum heraus in das gesellschaftliche Umfeld geschehen? Hier vermisste man Strukturen in unserer Pfarre, die es ermöglichen, uns bei gesellschaftlichen Themen (zeitnah) zu positionieren und uns gegebenenfalls in Initiativen einzubringen und als Gemeinde sichtbar zu werden.

Daneben wurde noch eine Reihe von Einzelthemen angesprochen, beispielsweise der Einsatz der Pfarrgemeinde - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - für bezahlbaren Wohnraum im Viertel.

 

2. Wie kann es bei uns mit Eucharistie und Gottesdienst weitergehen?

Im Gespräch zur Frage „Eucharistie oder Wortgottesdienst?“ wurde herausgearbeitet, dass die Eucharistie zwar „Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens“ ist, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt, dass aber auch das Miteinander beim Gottesdienstfeiern von elementarer Bedeutung ist. „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“, diese Zusage kann auch andere Formen des Gottesdienstes möglich machen. Es gibt zwar ein Recht auf Eucharistie für die Gläubigen, doch dies wird durch den Priestermangel nur noch begrenzt einlösbar sein. Aus Sicht des Gesprächskreises sind Eucharistie-Zentren aber keine Alternative, weil dann kein Gemeindeleben und Miteinander mehr zustande kommt.

Gottesdienste, die durch Laien gehalten werden, können eine wichtige Aufgabe übernehmen, dazu müssen die Laien geschult werden. Eine vorbereitete Kommunionspendung könnte die Wortgottesdienste durch Laien attraktiver machen.

Private Gottesdienste im persönlichen Umfeld als Hauskirche, Bibel- oder Gebetskreise können der Bereicherung und Vertiefung gemeinschaftlicher Formen dienen, den Gemeindegottesdienst aber nicht ersetzen.

In der Pfarre St. Gregor von Burtscheid gibt es am Wochenende in allen Gottesdiensten zusammengenommen 600 regelmäßige Gottesdienstbesucher. Das sind 4 % der Gemeindemitglieder. Der Bedarf an Gottesdiensten und Eucharistiefeiern könnte anhand von Fragebögen bei den Gemeindemitgliedern erfragt werden. In der Gesprächsgruppe wurde herausgestellt, dass Gottesdienste für die verschiedenen Zielgruppen wie Jugendliche oder Familien wünschenswert sind. Dabei sollten auch neue Predigtformen wie das Predigtgespräch oder die Duale Predigt zum Einsatz kommen.

Das Gespräch endete mit verschiedenen Empfehlungen. Zum einen sollten die Priester von Verwaltungsaufgaben entlastet werden, um stärker seelsorgerisch tätig werden zu können. Zum anderen wurde ein Aufruf an die Weltkirche benannt, das Pflicht-Zölibat abzuschaffen und das Frauen-Priestertum einzuführen.

 

3. Wie kann Nächstenliebe in unserer Gemeinde erkennbarer Ausdruck christlichen Lebens bleiben oder werden?

„Verkündet das Evangelium – zur Not auch mit Worten!“ Dieses Zitat von Franz von Assisi beschreibt gut die Gespräche zur dritten Frage. Was verstehen wir unter Nächstenliebe? Fürsorge, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Solidarität waren Begriffe, die von den Teilnehmer/innen dazu genannt wurden. Dann ging es auch darum, ob Nächstenliebe die Sache jedes Einzelnen ist oder wie wir als Gemeinschaft diese Haltung leben können. Wir können die Struktur der Gemeinde nutzen für caritative Aufgaben, für die Vernetzung mit anderen Trägern der örtlichen Sozialarbeit, für Zeichen der Solidarität hier bei uns, aber auch darüber hinaus in der einen Welt. Dazu gehört auch ein politisches Engagement, zum Beispiel in der Flüchtlingsarbeit.

Wünschenswert wäre es, vor allem für die diakonische Arbeit auch hauptamtliche Ansprechpartner/innen zu haben, die die Arbeit der Ehrenamtlichen koordinieren und unterstützen.

Die Achtsamkeit für die Sorgen und Nöte der Menschen und die tatkräftige Hilfe und Unterstützung erfordern ein hohes Maß an Kommunikation und Offenheit. Es braucht Möglichkeiten der Begegnung, niedrigschwellige Angebote wie zum Beispiel bei „Gregor hilft“, eine Kultur des Willkommens, die nach den Bedürfnissen der Menschen fragt.

Als christliche Gemeinde wollen wir den Blick bewusst nach außen lenken und die tätige Nächstenliebe als Teil der Verkündigung des Evangeliums begreifen.

 

4. Welche Möglichkeiten finden wir, Menschen zu erreichen, die außerhalb unserer Kreise stehen?

Neben Menschen, die unsere Kirchen zu bestimmten Anlässen wie Taufe, Erstkommunion, Hochzeit, Beerdigung oder zu Konzerten besuchen, gibt es in Burtscheid soziale Orte wie zum Beispiel Kindergärten, Tagespflegestationen, Altenheime, Beratungsstellen, Schulen usw., die Menschen verschiedene Möglichkeiten bieten, einander zu begegnen, und die am Austausch mit der Kirchengemeinde interessiert sind.

Die Teilnehmer/innen betonten aber auch, dass neben den "niederschwelligen" Angeboten auch die Verkündigung und vertiefte Spiritualität einen angemessenen Raum einnehmen muss.

 

Es war ein sehr lebendiger Abend, der Lust gemacht hat auf mehr. Es wäre schön, wenn wir noch mehr Gelegenheiten und Räume schaffen können, wo wir gemeinsam unsere Ideen für die Zukunft der Pfarre St. Gregor von Burtscheid austauschen und umsetzen können.

 

Für den AK Erwachsenenbildung

Mechtild Jansen