„Der Kerub steht nicht mehr dafür …“ GL 247, 4

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Datum:
Mo. 18. Jan. 2021
Von:
Sonja Grolig

 

Erlauben Sie mir nochmals auf Weihnachten zurück zu kommen:
Der Kerub steht also nicht mehr da, vor der Tür des Paradieses, so sagt es die vierte Strophe des Liedes „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“. Jesus hat den Wächterengel mit seiner Geburt vertrieben. Ob der Engel jetzt anderswo Wache hält oder arbeitslos geworden ist wissen wir nicht.

Aber mal ehrlich, wenn die Türe wieder offen ist – und das schon seit 2000 Jahren! – warum sind wir nicht durch sie hindurch gegangen? Was hält uns ab? Ich habe viel darüber nachgedacht in den Weihnachtstagen. Ständig ging mir der Vers „Der Kerub steht nicht mehr dafür“ durch den Sinn.

 

Ich kann es mir nicht anders erklären, als dass ich selbst und viele andere es einfach nicht glauben können.
Es auch nicht das ist, was man uns beigebracht hat, dass wir da einfach so wieder hinein spazieren können in dieses Paradies. Jederzeit. Einfach so.
Es müsse doch irgendwie verdient werden, brauche noch einen Richterspruch und ist auf jeden Fall wie auch immer eine Sache für später, also für ganz am Ende.

 

Aber der Dichter des Liedtextes, der auf die Mitte des 16. Jh. datiert wird nennt keinerlei Bedingungen. Er sagt nur unmissverständlich, dass die Türe unbewacht und das Paradies nun wieder zugänglich ist.

Seither halte ich Ausschau nach offenen Türen oder noch Situationen, die wie offene Türen sind und ich habe mir vorgenommen durch möglichst viele hindurchzugehen, besonders durch jene, hinter denen es hell und freundlich scheint. Augen von Menschen sind auch solche Türen.
Irgendwie bin ich dem Paradies auf der Spur!

 

 

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